Newsletter Abfall November 2022

Dauerbrenner: Sondernutzungserlaubnis für Alttextilcontainer

Zwei jüngere verwaltungsgerichtliche Entscheidungen zum Thema Sondernutzungserlaubnis für Alttextilcontainer zeigen, dass Städte und Gemeinden gut beraten sind, sich frühzeitig und konzeptionell mit der Standplatzvergabe für Abfallcontainer zu befassen (VG Stuttgart, Urt. v. 9.6.2022, Az.: 8 K 1379/20; VG Augsburg Urt. v. 26.10.2022, Az.: Au 6 K 20.205).

So akzeptieren die Gerichte als Versagungsgrund von Sondernutzungserlaubnissen keine generellen Verweise auf Übermöblierungen oder Verschmutzungen, die das Stadtbild beeinträchtigen könnten. In dem Zusammenhang sehen die Gerichte auch sog. Konzepte zur „Entsorgung aus einer Hand“ kritisch, wenn diese nicht in ein Standortkonzept eingebettet sind.

Herausforderung: kurzfristige Antragstellung

Das Problem für die zuständigen Straßenbehörden ist allzu oft, dass Anträge zur Aufstellung von Alttextilcontainern (bzw. Erlass einer Sondernutzungserlaubnis) relativ unerwartet von Abfallsammlern gestellt werden. Die begehrten Standorte sind dann entweder aus behördlicher Sicht ungeeignet oder es wird die Entfernung von bestehenden Containern – vorzugsweise auf Wertstoffinseln – verlangt, um an deren Stelle eigene Container aufzustellen. Klar ist, dass private Sammler eine Sondernutzungserlaubnis für die Nutzung öffentlichen Straßenlandes benötigen und auch Anspruch auf eine ermessensfehlerfreie Auswahlentscheidung haben. Einen unmittelbaren Anspruch auf Aufstellung ihrer Container haben sie hingegen nicht. In das Ermessen sind baugestalterische oder städtebauliche Vorstellungen, sprich Fragen der Übermöblierung und Verschmutzung, einzustellen. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Versagung der Sondernutzungserlaubnis nicht dazu führen darf, dass das im Kreislaufwirtschaftsrecht verankerte Wettbewerbsprinzip bei der Abfallsammlung, u.a. bei Alttextilien, ausgehebelt wird.

Bedauerlich ist an dieser Stelle, dass die Gerichte bisher mit einer Ausnahme (OVG Lüneburg (Urt. v. 18.05.2017, Az.: LC 85/15) weitere abfallrechtliche Erwägungen bei der Entscheidung über die Sondernutzungserlaubnis nicht einbeziehen. Unsere Erfahrung zeigt, dass es gewerbliche Sammler gibt, die eine Sondernutzung beantragen, obwohl sie noch keine Sammlungsanzeige nach § 18 Abs. 1 KrWG gestellt haben, oder die Anhaltspunkte für das Vorliegen der abfallrechtlichen Unzuverlässigkeit geben, was eine Sammlungsuntersagung nach § 18 Abs. 5 KrWG nach sich ziehen kann. Es kann ggf. die Situation entstehen, dass die Sammlung straßenrechtlich zulässig ist, jedoch nach Abfallrecht illegal ist.

Ausweg Standortkonzept

Der Ausweg aus den ad-hoc Entscheidungen über die Sondernutzung, die oft aufgrund einer fehlerhaften bzw. unzureichenden Ermessensausübung angreifbar sind, ist in vielen Fällen ein sog. Standortkonzept. Gemeinden und Städte können darin u.a. regeln, an welchen Standorten im Gemeinde- oder Stadtgebiet Abfallcontainer aufgestellt werden dürfen, wie die Auswahl der Nutzer erfolgt (v.a. die Auswahlkriterien) und für welchen Zeitraum die Sondernutzung erteilt werden soll. Dabei handelt es sich in der Regel um ermessensleitende Verwaltungsvorschriften, die auf einer umfangreichen Sachverhaltsermittlung beruhen und von den zuständigen Kommunalgremien zu beschließen sind. Sie geben der Verwaltung klare Entscheidungsvorgaben an die Hand. In diesen Vorschriften kann unter anderem auch berücksichtigt werden, dass der öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger im Rahmen seiner Aufgabenerfüllung eine Sonderstellung einnehmen kann. Insgesamt ist wichtig, dass der Gleichbehandlungsgrundsatz beachtet wird und die Regelungen auf sachlichen Erwägungen beruhen.

[GGSC] berät umfassend zum Kommunal- und Abfallrecht. Dazu gehört regelmäßig die Begleitung von Verwaltungs- und Gerichtsverfahren auf behördlicher Seite, die sich mit Sondernutzungserlaubnissen für Abfallcontainer befassen. Zudem unterstützt [GGSC] bei der Erstellung von Standortkonzepten, die die Verteilung von Standplätzen in den Gemeinde- und Stadtgebieten regulieren, sowie bei der Abwehr gewerblicher Sammlungen.

Weitere Artikel des Newsletters

Das Störfallrecht dient der Verhinderung von Störfällen und der Beherrschung von Unfällen, die durch gefährliche Stoffe verursacht werden. Anlagen werden als störfallrechtlich relevant eingeordnet, wenn in ihnen bestimmte Stoffe gelagert und dabei festgelegte Kapazitätsmengen überschritten werden. ...
weiter
Der Gesetzgeber hat auf Grund der außergewöhnlichen Lage am Gasmarkt im Eiltempo ein Schnellverfahren und weitere Erleichterungen zur Umsetzung gasverbrauchsrelevanter Änderungen an immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen beschlossen.
weiter
... gut? Ab dem 01.01.2023 findet § 2b UStG bundesweit Anwendung. Viele Fragen sind weiterhin nicht geklärt. Zahlreiche Anträge auf verbindliche Auskunft wurden bisher nicht entschieden. Von daher bleibt es trotz der langen Vorbereitungszeit weiterhin spannend.
weiter
Die Finanzierung der Reinigung des öffentlichen (Straßen-)Raums von Einwegkunststoffprodukten steht demnächst auf neuer Grundlage. Nach der Einwegkunststoffrichtlinie der EU haben die Inverkehrbringer bestimmter Kunststoffprodukte diese Kosten künftig zu tragen.
weiter

Veranstaltungen